Effektvoll baut sich das Westwerk des Trierer Domes über der vorspringenden Westapsis und den angrenzenden Kurienhäusern vor dem Betrachter auf und stößt mit der Spitze des spätgotischen Südwestturmes in den wolkenbedeckten Himmel. Zu Füßen der wehrhaft gestalteten Kirchenarchitektur herrscht geruhsames Markttreiben. Der Maler des Bildes, George Clarkson Stanfield (1828-1878), muss vor dem klassizistischen Torgebäude der Philippskurie am Domfreihof gestanden haben, als er 1856/57 auf einer seiner Moselreisen diesen Blick auf den Dom skizzierte, um ihn dann später in seinem Londoner Atelier in Öl auszuführen. Zudem verwendet er beispielsweise das einmal aufgenommene Dom-Motiv als kleines Versatzstück in seinem 1857 datierten Gemälde mit der Trierer Martinsmühle wieder, auch wenn es dort topographisch nicht seinen Platz hat.
Bei der Domansicht selbst waren solche Kunstgriffe nicht nötig; bis auf die Häusergruppe im Hintergrund ist insbesondere der Dom recht genau wiedergegeben und durchaus als historische Ansicht zu werten. Was den Reiz des Bildes ausmacht, ist die gelungene Inszenierung einer ungewohnten Perspektive auf die Westfassade des Trierer Domes.
hu