Während des Deutsch-Dänischen Kriegs um die nationale Zugehörigkeit der Herzogtümer Schleswig und Holstein begab sich der Düsseldorfer Maler Camphausen, der sich mit Darstellungen aus dem Dreißigjährigen Krieg und der Zeit Friedrichs des Großen zuvor bereits einen Namen als Historien- und Schlachtenmaler erworben hatte, auf Einladung des Fürsten von Hohenzollern-Sigmaringen (1811-1885) im April 1864 zu den preußischen Truppen ins Feld. In der Nähe von Flensburg sollte er als Beobachter die Kampfhandlungen an den sogenannten Düppeler Schanzen, einer dänischen Befestigungsanlage, verfolgen. Aus Camphausens illustriertem und 1865 veröffentlichtem Tagebuch „Ein Maler auf dem Kriegsfelde“ (Nachdruck 1912) erfahren wir, dass die vorliegende Szene die Ereignisse in der Schanze Nummer 2 am 18. April um kurz nach 10 Uhr vormittags zeigen soll. Von seinem etwa drei- bis viertausend Schritte entfernten Beobachterposten an der Dünther Windmühle konnte der Künstler mittels Fernglas „in der fieberhaftesten Erregung“ beobachten, wie sich die Soldaten des Brandenburgischen Füssilier-Regiments Nr. 35 nach vorhergehendem Kanonenfeuer erfolgreich den Weg in das Bollwerk erkämpften und die schwarz-weißen preußischen Sturmfahnen auf den Wällen errichteten. Zunächst begeistert vom „glorreichen“ Siegestag, wurde Camphausen später von der „nackte[n] Wirklichkeit“ des leichenbedeckten Schlachtfeldes, das er am darauffolgenden Tag besichtigte, tief erschüttert. Möglicherweise entschied er sich auch aus diesem Grunde dafür, das unmittelbare Kampfgeschehen im Innern der Schanze nicht aus seiner tatsächlichen Beobachterperspektive zu schildern. Stattdessen versetzte er den Betrachterstandpunkt in die gegenüberliegenden feindlichen Stellungen. Auf diese Weise war es ihm möglich, die siegreich anrückenden preußischen Soldaten von vorne zu zeigen und gleichzeitig die angstvoll verzerrten Gesichter einiger dänischer Soldaten in Szene zu setzten, die sich im Vordergrund bereits verzweifelt zur Flucht wenden.
Bevor das Gemälde seinen vorgesehenen Platz im Garde-du-Corps-Saal des Berliner Schlosses erhielt, wurde es im Sommer 1865 zunächst im Königlichen Akademiegebäude und anschließend in der „Central-Ausstellung“ des Kunsthändlers Aaron Karfunkel in der Schloßfreiheit 3, gegenüber vom Schloss, der Öffentlichkeit präsentiert. In Berlin, wo die Idee eines geeinten deutschen Nationalstaates unter preußischer Führung immer mehr Anhänger fand und man bereits auf den nächsten 'Einigungskrieg' zusteuerte ("Deutscher Krieg", 1866), machte Camphausens Bild vom Sieg der preußischen Armee Furore. Entsprechend fielen die zeitgenössischen Kritiken durchweg positiv aus. Auch Theodor Fontane lobte am 3. Juni 1865 in der Neuen Preußischen (Kreuz-)Zeitung besonders „die Herausarbeitung der nationalen Typen und Gegensätze“ in den Einzelszenen. Sehr anschaulich sei dies dem Künstler vor allem vorne links im Bild gelungen, wo der dänische Artilleriekommandeur Leutnant Anker den beiden auf ihn eindringenden preußischen Offizieren nur wiederwillig seinen Degen überreicht.
Jessica Korschanowski
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