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Literarische Gesellschaft Halberstadt

"Als sich um den Jahreswechsel 1784/85 etwa vierzig Halberstädter Bürger, Beamte, Pastoren, Lehrer, Ärzte, Offiziere und andere Adlige zusammenfanden, um mit der "Literarischen Gesellschaft zu Halberstadt" eine wissenschaftliche Vereinigung zu gründen, erreichte die Aufklärung in Stadt und Fürstentum Halberstadt ihren Höhepunkt. In der Gründungserklärung heißt es, Ziel und Zweck der Gesellschaft seien die "Aufheiterung des Geistes durch wechselseitige Mittheilung nützlicher und angenehmer Kentniße, durch freundschaftliche und lehrreiche Unterredungen". Die Gesellschaft, deren Mitgliederzahl bald auf 50 erhöht wurde, war Zentrum und Sammelpunkt der Halberstädter Aufklärung und vereinte in sich deren wichtigste Protagonisten.
Die Gesellschaft pflegte Kontakte zu den anderen Zentren der nord- und mitteldeutschen Aufklärung, wie Halle, Magdeburg, Dessau, Leipzig und Berlin und den dortigen Aufklärern. Initiatoren, wichtigste Direktoren, Schriftsteller und Publizisten im Dienste der Gesellschaft waren der Domschulrektor Gottlob Nathanael Fischer (1748-1800), der Domprediger Werner Streithorst (1746-1800), der Kriegsrat Friedrich Wilhelm Eichholtz (1720-1800) und der Assistenzrat Johann Heinrich Lucanus (1752-1828). Sie waren auf das engste mit dem Wirken und den Erfolgen der Gesellschaft verbunden. So waren sie auch federführend bei der Redaktion und Herausgabe der "Halberstädtischen Gemeinnützigen Blätter zum Besten der Armen", des von der Gesellschaft 25 Jahre lang ununterbrochen herausgegebenen Wochenblattes. Darüber hinaus verfügte die Gesellschaft über eine beachtliche Bibliothek und widmete sich neben ihrer wissenschaftlichen Vortragstätigkeit auch sozialen Projekten, wie etwa einer Feuerholz-Anstalt für die Armen oder einem Versuch, Spinnstuben für bedürftige Frauen und Kinder im Winter zu errichten.
Die Mitglieder trafen sich jeden Mittwoch für jeweils etwa drei Stunden in wechselnden Versammlungslokalen. Einmal im Jahr gab es eine öffentliche Sitzung der Gesellschaft in einem großen Saal der Stadt.
Weitere namhafte Mitglieder waren neben den oben genannten unter anderem der Dichter Johann Wilhelm Ludwig Gleim (1719-1803), der Publizist und Politiker Christian Konrad Wilhelm von Dohm (1751-1820), der Philosoph Johann August Eberhard (1739 - 1809), der Arzt und Reformer des Lazarettwesens Johann Gottlieb Fritze (1740-1793), der bedeutende Sammler Christian Friedrich Bernhard Augustin (1771-1856), der Dichter und hohe Beamte Leopold Friedrich Günther Goeckingk (1748-1828), der Dichter und Politiker Franz Alexander von Kleist (1769-1797), der Pädagoge und Reformer Friedrich Eberhard von Rochow (1743-1805), der Dichter Klamer Eberhard Karl Schmidt (1746-1824), der Graf Christian Friedrich zu Stolberg-Wernigerode (1746-1824) und der hugenottische Theologe und Pädagoge Pierre Villaume (1746-1806). Viele der führenden Mitglieder starben zu Beginn des 19. Jahrhunderts oder verließen die Gesellschaft, die noch ein Jahrzehnt weiterwirkte und erst 1810 aufgelöst wurde."

Relationships with persons or entities via objects

(The left column lists the relations of this actor to objects in the right column. In the middle you find other actors in relation to the same objects.)

[Relation to person or institution] Literarische Gesellschaft Halberstadt
Was depicted (Actor) Hieronymus Friedrich Michels ()
Was depicted (Actor) Peter Villaume (1746-1825) ()