Das Gemälde zeigt eine Szene aus der antiken Mythologie: Abgebildet ist Diana, Göttin der Jagd und des Mondes, die mit ihren Nymphen ein nächtliches Bad nimmt. Dort wird sie vom Jäger Aktäon überrascht, der mit seinen Hunden jagend durch den Wald zieht. Das Bild zeigt den Moment, in dem die unbekleidete Diana – durch das sichelförmige Diadem im Haar ist sie als Göttin des Mondes erkennbar - den sich hinter einem Baum versteckenden Aktäon bemerkt. In ihrer erschrockenen Abwehrhaltung, im Zurückweichen des Jägers wird das Verbotene der Szene deutlich.
Als Maler gilt Franz von Stuck als Vertreter des Symbolismus, einer Richtung in der Malerei um 1900, die an den hinter der Realität verborgenen emotionalen, oft irrationalen Werten interessiert war. Das Interesse Franz von Stucks an den Themen der antiken Mythologie ist vor diesem Hintergrund zu verstehen. So thematisiert das Gemälde auch eher die erotische Spannung einer verbotenen Handlung. Am eigentlichen grausamen Ende der mythologischen Geschichte, in der die Götting den Jäger Aktäon zur Strafe für seine verbotene Tat in einen Hirsch verwandelt, der von seinen eigenen Hunden nicht erkannt und getötet wird, war Franz von Stuck nicht interessiert.
Das Gemälde ist ein Spätwerk Franz von Stucks. Die üppige Schönheit seiner Frauenfiguren ist hier aufgegeben zugunsten eines neuen weiblichen Schönheitsideals, das dem schlanken, androgynen Frauentyp der 1920er Jahre entspricht.
(Text: Gabrielle Koller)
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