Die sehr seltene Medaille prangert die Kirchenplünderungen durch die Franzosen während des Pfälzischen Erbfolgekriegs an. Teilweise wird die Medaille in der Literatur auf die Schändung des Speyerer Doms bezogen. Der fehlende inschriftliche Bezug und vor allem das angegebene Datum 1691 (in Speyer ist eine Plünderung des Doms nur 1689 belegt) sprechen eher für eine generelle Kritik an den vielerorts stattgefundenen Kirchenplünderungen. Bei den zielgerichteten Verwüstungen von Ortschaften sollten zwar die Kirchengebäude verschont werden, oftmals vielen sie aber dann doch Plünderern und Flammen zum Opfer. Obwohl Ludwig XIV. selbst gläubiger Katholik war (und sich auf manchen Medaillen auch als "Rex christianissimus", also als "christlichster König" rühmen ließ), duldete er zumindest den Raub von Kirchenschätzen. Auf dem Avers der Medaille ist das Bildnis König Ludwigs XIV. von Frankreich zu sehen, der in der lateinischen Umschrift in Anlehnung an die offiziellen Medaillenserien zu Ehren des französischen Königs, hier jedoch satirisch konnotiert als "König Ludwig der Große" bezeichnet wird. Auf dem Revers sind französische Soldaten zu sehen, die ungeachtet des Widerstands Geistlicher Heiligenfiguren und liturgische Geräte in Richtung der königlichen Münze ("Moneta reg.") davonschleppen. Kommentiert wird die Szene mit einem Zitat aus Ovid (Heroides II, 85): "Exitus acta probat": "Der Ausgang (das Ergebnis) bemisst die Tat". Bei Ovid wünscht die mythologische Figur der Phyllis in einem Brief jedem Misserfolg, der seine Taten nur nach ihrem Erfolg beurteilt. Das Zitat wird zwar bisweilen auch mit der Wendung "Der Zweck heiligt die Mittel" übersetzt, ist jedoch im Zusammenhang mit den Kirchenplünderungen sicherlich nicht als Entschuldigung für die "gallischen Frevel" ("Sacrileg. Gallic.") auszulegen, sondern als Kritik.
Die Medaille kann vermutlich dem niederländischen Medailleur Johann oder Johannes Smelzing zugeordnet werden, der gegen Ende des 17. Jh. ein gefragter, international tätiger Künstler gewesen sein muss, der zum Teil mit dem französischen Medailleur Jean Mauger verglichen wurde, heute jedoch nahezu vergessen ist. Eine weitere Medaille, die im Stil sehr der vorliegenden ähnelt, prangert mit der Schändung der Heidelberger Kurfürstengräber weitere Exzesse der Franzosen am Rhein während des Pfälzischen Erbfolgekrieges an (Inv.-Nr. M_000612). Es ist denkbar, dass die Medaillen unmittelbar nach den dargestellten Geschehnissen angefertigt wurden. Aufgrund der formalen Ähnlichkeit mit einer umfangreichen Serie französischer Medaillen auf die Taten und Erfolge Ludwigs XIV. (unter anderem von Jean Mauger), die ebenfalls stets das Bildnis des französischen Königs auf dem Avers zeigen, die etwa ab 1694 entstanden und 1702 als Serie veröffentlicht wurden, drängt sich die Frage auf, ob die Medaillen von Smelzing darauf folgend als satirische Antwort geschaffen wurden. [Johanna Kätzel]
en