Das helle Kirschbaumholz-Gehäuse besitzt eine einfache Konstruktion ohne dekorative Ornamentik und besteht aus drei Teilen: dem auf vier Füßen stehenden Sockel, Pendelkasten und Kopf. Am Mittelteil befindet sich eine Tür mit profiliertem Rahmen. Auch am Uhrenkopf gibt es vorn eine Tür und einen zweifach getreppten Aufsatz, der üblicherweise zur Aufnahme einer bekrönenden Dekoration, zum Beispiel einer Vase, benutzt wurde, hier aber leer bleibt.
Über fünf Generationen befand sich die Uhr im Besitz der Familie des Dichters und Schriftstellers Theodor Fontane (1810-1898). Sein Großvater Pierre Barthélemy Fontane (1757-1826) erwarb sie etwa in der Zeit zwischen 1800 und 1810, was aufgrund der stilistischen Einordnung der Uhr und der Lebens- und Schaffensdaten des Uhrmachers Christian Friedrich Kleemeyer (1771-1813) nachvollziehbar erscheint. Pierre Barthélemy erteilte den ältesten Prinzen, den Kindern des Königs Friedrich Wilhelm III. und der Königin Luise von Preußen, Zeichenunterricht. Später nahm ihn Luise als Kabinettssekretär in ihren persönlichen Dienst. Nach der Flucht des Hofes nach Königsberg (1806 nach der für Preußen vernichtenden Schlacht von Jena und Auerstedt) erhielt er das Amt des Kastellans von Schloss Schönhausen. Fontanes Vater Louis Henri (1796-1867), Apotheker in der Neuruppiner Löwen-Apotheke, erbte die Uhr 1826. Nach dessen Tod erhielt sie sein Sohn Theodor, der sie in seinem Arbeitszimmer in der Potsdamer Straße 134c in Berlin aufstellte. Ein knapp zwei Monate nach Theodors Tod entstandenes Aquarell von Marie von Bunsen (Stiftung Stadtmuseum Berlin, Inv. Nr.: VII 59/474 W) zeigt die Situation in dem Raum: Deutlich wiedererkennbar steht die Uhr neben dem Schreibtisch am Fenster. Schließlich erbte Friedrich Fontane (1864-1941), der jüngste Sohn von Theodor und Emilie Fontane, das Stück und gab es wiederum an seine Kinder weiter. Etwa ein Jahr vor seinem Tod schrieb er die Familienüberlieferung zur Standuhr nieder. Diese zwei handgeschriebenen Zettel befinden sich an der Innenseite der Uhrentür. Der erste berichtet: „Diese Wanduhr ist nach der Erzählung meiner 1917 verstorbenen Schwester, die Näheres darüber von unsern Eltern gehört haben wird, das älteste Erinnerungsstück aus der Familie Fontane. Nach ihren Angaben befindet sie sich jetzt bei mir in der VIten Generation. Auf Wunsch meiner Eltern ist sie an mich vererbt worden, (…).“ Des Weiteren erklärt Friedrich Fontane hier, warum die Uhr ausgerechnet an seinen Vater ging und schreibt außerdem, dass Kleemeyer „Hof=Uhrmacher bei Friedr. dem Grossen“ gewesen sei, „was nicht ausschließt, daß die Uhr schon unter der Regierung des Vaters Friedrichs des Grossen gebaut wurde.“ – Hier irrt Friedrich, denn diese zeitliche Einordnung passt nicht zur Entstehungszeit der Uhr um 1800/1810. Damit kann sie auch nicht in der sechsten Generation in der Familie gewesen sein.
Wenige Monate nach Friedrich Fontanes Ableben verkauften seine Kinder die Standuhr im Dezember 1941 dem damaligen Kreis-Zietenmuseum (heute: Museum Neuruppin). Im Inventarbucheintrag von 1961 heißt es unter „Bemerkung“: „Fontane Enkel (Verkäufer des Familienerbstücks Theodor Fontanes)“. (Silke Kiesant)